Großprojekt Klett Areal: IPA und Mehrparteienvertrag in der Baupraxis
Insbesondere Projekte mit besonderen Anforderungen sind oftmals für alle Beteiligten eine Herausforderung, z.B. komplexe Modernisierungen, Ausführungen in mehreren voneinander abhängigen Bauabschnitten, Projektgrößen oder eine Vielzahl von Projektbeteiligten. Jetzt gewinnt ein neues Verfahren in der Baubranche zunehmend an Bedeutung: Die Integrierte Projektabwicklung (IPA) soll die Zusammenarbeit der am Bau Beteiligten optimieren, Risiken minimieren und den gesamten Projektverlauf, mit dem Augenmerk auf die Transparenz aller Beteiligten, effizienter und harmonischer gestalten.
Als Pionier in diesem Bereich setzt die Stuttgarter Klett Gruppe IPA bei ihrem Großprojekt „Transformation des Klett-Areals“ um und schloss mit ausgewählten Unternehmen einen Mehrparteienvertrag. Die Gottlob-Rommel-Gruppe ist mit dabei und erhielt den Zuschlag für die Leistungspakete Rohbau, Gebäudehülle, Außenanlagen und Elektrotechnik.
Das Bauprojekt Klett-Areal
Der Hauptsitz der Klett Gruppe liegt inmitten von Stuttgart am Feuersee und soll als zentraler Standort erhalten bleiben. Durch Um- und Neubaumaßnahmen erfolgt bis 2026 die Umgestaltung des 11.600 Quadratmeter großen Geländes: Acht von 17 Gebäuden werden saniert, zwei Gebäude komplett abgebrochen. Ein Neubau kommt zum Gebäudebestand hinzu. So entstehen Wohn- und Geschäftsflächen sowie Büros für die 1.200 Klett-Mitarbeitenden. Ziel der Bauherrenschaft ist, den historischen Bestand weitgehend zu erhalten und gleichzeitig den modernen Anforderungen an Gebäude entsprechend, weiterzuentwickeln. Die Baumaßnahmen werden rund vier Jahre in Anspruch nehmen.
Die zukunftsorientierte Neuordnung des innerstädtischen Standorts überzeugte auch das Kuratorium und den Aufsichtsrat der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA'27), wodurch das Klett-Areal ins Projektportfolio der IBA'27 aufgenommen wurde. Die IBA’27 beteiligt sich zudem am integrierten Projektabwicklungsverfahren.
„Die Integrierte Projektabwicklung ist für uns ein wichtiger Schlüssel, um unser Bauprojekt termin- und budgetgerecht sowie in gesicherter Qualität umzusetzen“, berichtet Nikolai Pauli, Geschäftsführer der Klett Liegenschaften Verwaltungsgesellschaft mbH und Projektverantwortlicher, „wir sehen bereits jetzt, wie effektiv dieser Ansatz ist. Die enge Zusammenarbeit und der gemeinsame Fokus auf das Gesamtziel sorgen für eine hohe Effektivität, eine hervorragende Kommunikation und Motivation aller an diesem Großprojekt Beteiligten.“
Was ist eine integrierte Projektabwicklung?
Die Integrierte Projektabwicklung (IPA) ist ein sogenannter kollaborativer Ansatz: Alle am Bauprojekt Beteiligten, also die Bauherren / Auftraggeber, Architekten, Ingenieure und die Bauunternehmen arbeiten bereits zu Beginn der Planungsphase zusammen. Dabei ist nicht allein die Expertise der Unternehmen, sondern auch die Teamfähigkeit der Akteure von großer Bedeutung. Deshalb orientiert sich die Auswahl der Projektpartner an deren Dialogfähigkeit und ihrer Bereitschaft, partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Der Angebotspreis spielt eine Rolle, verliert aber im Vergleich zu herkömmlichen Projektabwicklungsmethoden an Bedeutung. So gewichtete die Klett Gruppe bei der Auswahl der Baupartner den Preis nur mit 20 Prozent unddie Referenzen sowie den persönlichen Eindruck der Projektteams mit jeweils 40 Prozent. Das bedeutete für die Gottlob-Rommel-Gruppe mehrere Auswahlgespräche und zwei intensive Assessmentcenter mit Fokus auf die am Projekt beteiligten Teams: „Sowohl die Unternehmensführung in Senior Management Teams (SMT) mit Uli Kälber als auch die Projekt Management Teams (PMT) wurden auf Herz und Nieren geprüft. Es ging dabei nicht nur um die fachliche Eignung, sondern auch um unsere soziale Kompetenz und Unternehmenskultur,“ berichtet Benjamin Heinrich, Gottlob Rommel-Teamleiter Altbausanierung und PMT-Mitglied beim Klett-Projekt.
Nach Auftragsvergabe folgte die Projektarbeit: Nach vielen intensiven Runden erzielte das IPA-Team ein gemeinsames Verständnis des Projektes, der Ausführung und Kosten. Mitte Juli 2024 schlossen Bauherr und die beteiligten Unternehmen den Mehrparteienvertrag: „Der Mehrparteienvertrag für unser IPA-Projekt Transformation des Klett-Areals ist unterschrieben!“, posteten die Klett Verantwortlichen zufrieden, „alle Beteiligten haben intensiv zusammengearbeitet, wir sind als Team dabei eng zusammengewachsen. Haben gelernt, einander zuzuhören, die richtigen Fragen zu stellen und haben ein tiefes gemeinschaftliches Verständnis füreinander entwickelt.“
Ein wichtiger Schritt für die Gottlob-Rommel-Gruppe
Auch für unser Unternehmen war der spannende IPA-Weg bis zum Mehrparteienvertrag etwas Besonderes. „Partnerschaftsverträge haben wir bereits einige geschlossen“, kommentiert Benjamin Heinrich, „aber in Kombination mit IPA war das für uns alle ein wichtiger Schritt für noch mehr Transparenz und Kundenorientierung.“ Insbesondere die Change-Prozesse, die alle Beteiligten – vom Bauherren/Auftraggeber über die Architekten, Fachplaner und Bauteams – durchliefen, waren für den Altbau-Spezialist eine beeindruckende Erfahrung: „Zu Beginn hatte jeder nur sein Gewerk im Fokus und war besorgt, dass man vielleicht Einbußen hinnehmen müsse. Aber die stetige intensive Kommunikation auf Augenhöhe, die durch das Beratungsunternehmen Yukon professionell moderiert wurde, hat aus uns Einzelkämpfern ein gutes Team gemacht.“
Nun ist die Phase 2 mit der weiterführenden Planung voll im Gange. Erste Vorbereitungsarbeiten in Form von Erschließungen und Rückbaumaßnahmen sind abgeschlossen. Die Bau-Teams von Gottlob Rommel werden im Oktober 2024 mit der IPA-Bauausführung beginnen.
Weitere Informationen zu diesem innovativen Ansatz aus Bauherren-Sicht lesen Sie auch im Interview mit Nikolai Pauli, dem Geschäftsführer der Klett Liegenschaftenhier im Serviceletter.
Zahlen und Fakten*
Ort | Stuttgart West |
Größe | 1,16 ha (11.600 qm) |
Projektstart | IBA’27-Netz Vorhaben seit Anfang 2023 |
+ | Raum für ca. 1.200 Arbeitende |
Ablauf | 2022 Hochbauwettbewerb:
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*Quelle: https://www.iba27.de/projekt/transformation-des-klett-areals-in-stuttgart/
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