Aus der Praxis: Wissenswertes über den Holzhybridbau

Holz ist des Menschen liebstes Baumaterial. Ob Holzhütte, Fachwerkhaus oder modernes Holzständerhaus - seit es uns gibt, bauen wir mit Holz. Jetzt erobert eine neue Bauart den Markt: Der Holzhybridbau beinhaltet die Materialien Beton, Stahl und Holz und kombiniert die Vorteile der einzelnen Baustoffe. Doch wie gut und wirtschaftlich ist die innovative Art zu bauen wirklich? Wir bei Gottlob Rommel setzen diese Bauweise bereits mit Erfolg ein und beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Holzhybridbau aus Experten-Sicht.

Was versteht man unter Holzhybridbau?

Der Holzhybridbau ist ein System, mit dem wir flexibel und wirtschaftlich die unterschiedlichsten Gebäude bauen können. Dabei werden die Materialien Holz, Beton und Stahl zu Beton- und Holzkonstruktionen zusammengefügt, aber auch neue Bauteile wie zum Beispiel Holzbetonverbunddecken geschaffen. So vereint die Hybridbauweise die Vorteile des jeweiligen Bausystems, benötigt einen geringeren Primärenergieaufwand bei der Herstellung und sorgt für hohen Komfort in der Nutzung. Vor allem beim mehrgeschossigen Bauen gewinnt diese Bauweise immer mehr an Bedeutung. 

Bei welchen Bauvorhaben macht die Holzhybridbauweise Sinn?

Ob Wohnungs-, Gewerbe-, Industriebau oder Pflegeheimbau - überall dort, wo nachhaltiges Bauen gefragt, eine kurze Bauzeit notwendig und eingeschränkte Platzverhältnisse herrschen, ist der Holzhybridbau ideal. 

Auch für Aufstockungen im Bestand, das heißt für eine Verdichtung von Wohnraum ohne zusätzlichen Flächenverbrauch, ist der Holzhybridbau bestens geeignet.   

Für uns als Bauunternehmen ist der Holzhybridbau ebenfalls vorteilhaft, denn die Holzbauelemente werden vorab produziert: Der hohe Vorfertigungsgrad sorgt für bessere Ausführungsqualität durch geregelte Bedingungen in der Werkshalle. Zudem beschleunigt der hohe Wiederholungsfaktor bei der Montage die Bauprozesse.  

Gibt es bauliche Grenzen für den Holzhybridbau?

Der Gesetzgeber in Baden-Württemberg hat hierzu im Dezember 2022 die Holzbau-Richtlinie in einer Verwaltungsvorschrift für technische Baubestimmung konkretisiert: Gebäude der Klasse 4 und 5 (das heißt, Gebäude mit einer Höhe des obersten Fußbodens von 7 bis 22 Metern über dem Gelände) können mit vorgegebenen Planungs- und Ausführungsdetails in Holzbauweise erstellt werden (https://mlw.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/meldung/pid/neue-verwaltungsvorschrift-und-richtlinie-erleichtern-das-bauen-mit-holz). 

Lean Management und Digitalisierung sind heute wichtige Erfolgsfaktoren für ein Bauvorhaben – wo steht der Holzhybridbau im Vergleich zu anderen Bautechniken?

Lean Management setzen wir bei Gottlob Rommel durch die Just-in time-Lieferung um: Wir bringen die Holzelemente getaktet auf die Baustelle, das bedeutet kurze Lagerungszeiten. Um bedarfsgerecht produzieren zu können sowie wertvolle Bauzeit zu sparen, verwenden wir Wandelemente mit unterschiedlichen Vorfertigungsgraden. Des Weiteren kann mit digitalen Tools in der Planung (BIM) und Ausführung gearbeitet werden. Weitere, aktuelle Informationen über Lean Management bei Gottlob Rommel finden Sie übrigens auch in unserem Beitrag "Die Lieferkettenproblematik entschärfen durch Lean Management im Bau". 

Was sind die baulichen Herausforderungen im Holzhybridbau?

Die größte fachliche Herausforderung ist die Montage der Bauelemente. Hier sind die unterschiedlichen Maßtoleranzen der Baustoffe Beton und Holz zu berücksichtigen! So sind wir als erfahrener Betonbauer einerseits kompetent im Bereich des Stahlbetonbaus, besitzen aber auch das Know-how für die Montage von Holzelementen. Durch unsere „hybriden“ Montagekolonnen liegt die Schnittstelle somit in einer Hand. Das sorgt für hohe Qualität und eine fachlich korrekte Ausführung.  

Der Holzhybridbau gilt als nachhaltige Bauweise, schauen wir also auf die Ökobilanz, wie umweltfreundlich ist der Holzhybridbau?

Für die genaue Ermittlung der Umweltfreundlichkeit eines Gebäudes, muss für jedes Gebäude eine individuelle Ökobilanz erstellt werden. Pauschal lässt sich allerdings folgendes festhalten: Da die nachwachsende Ressource Holz eine CO2-Senke ist, haben Holzhybrid-Gebäude oft eine bessere CO2-Bilanz als reine Betonhäuser. Ein Kubikmeter Holz bindet in etwa eine Tonne CO2. Somit kann der Holzanteil negativ in der Gebäude-CO2-Bilanz angesetzt werden. Zudem ist die Gebäudeerstellung durch die fertigen Holzelemente schneller: So lassen sich beispielsweise die Gewerke Fenster- und Fassadenbau, Trockenbau und Elektroinstallationen in einem fertigen Holzbauelement vereinen – das spart Transportkosten und verringert Fahrten zur Baustelle. Eine wichtige Rolle spielt auch das verwendete Holz. Wir bei Gottlob Rommel setzen beispielsweise nach FSC und PEFC zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ein. Unabhängig von den gängigen CO2-Bilanzierungsmethoden achten wir zusätzlich auf möglichst kurze Transportwege vom Holzlieferant auf die Baustelle und favorisieren somit heimisches Holz aus Süddeutschland gegenüber Holzlieferungen aus europäischen Nachbarländern.   

Des Weiteren gilt es, unter dem Gesichtspunkt der ökologischen Nachhaltigkeit abzuwägen, was für eine Holzbaukonstruktion beim Holzhybridbau zum Einsatz kommt. Auf Grund der zur Verfügung stehenden Ressource Holz ist immer ein effizienter Einsatz des Rohstoffes zu empfehlen und wo möglich Holzrahmenbauelemente den Holzmassivelementen vorzuziehen.  

Jetzt geht es um die Wirtschaftlichkeit: Wo steht der Holzhybridbau im Vergleich zum konventionellen Betongebäude?

Hier können wir auf eine aktuelle Studie von der Technischen Universität Darmstadt und der Technischen Universität Kaiserslautern verweisen (https://www.baulinks.de/webplugin/2022/0733.php4), welche die Wirtschaftlichkeit von Gewerbeimmobilien in Holzhybridbauweise untersucht hat. Diese stellt auf der Basis von 30 Experten-Interviews fest: „Die Baukosten für die Hybridbauweise liegen den Experten zufolge um 6 bis 25% über den Kosten für die traditionelle Betonbauweise. Die Befragten führen das u.a. auf längere und komplexere Planungsprozesse sowie die aufwendigere Bauweise und den hohen Holzpreis zurück.“ Diesen Mehrkosten stehen allerdings die langfristig zu erzielenden Profite gegenüber. So bescheinigt die Studie den Gewerbeimmobilien, dass „diese im aktuellen Marktumfeld für Projektentwickler wirtschaftlich sein können. Der durchschnittliche Trading-Profit für Holzhybridgebäude fällt demnach in der Wirtschaftlichkeitsanalyse mit 15,1% höher aus als für konventionelle Objekte (13,1%).“  Diese langfristig höhere Rendite für Holzhybrid-Gebäude lässt sich nach unserer Einschätzung auch auf den Wohnungs- und Gesellschaftsbau sowie den Pflegeheimbau übertragen. Denn die große Nachfrage nach umweltfreundlichen Gebäuden, die zu erwartenden Richtlinien wie die EU-Taxonomie (weitere fachliche Informationen spezifisch für den Baubereich lesen Sie in unserem Beitrag "Neues über die EU-Taxonomie in der Baubranche") sowie die höhere Beliebtheit bei Investoren und Nutzern sorgen für eine langfristige höhere Bewertung. 

Stichwort Baustoff Holz: Hier waren insbesondere in 2021 und 2022 extrem hohe Preissprünge zu beobachten, welche die Baukosten in die Höhe schnellen ließen. Welches Risiko haben Bauherren jetzt, wenn sie sich für den Holzhybridbau entscheiden?

Der Preisindex für Holzprodukte hat sich in einem leicht erhöhten Bereich eingependelt. Der Anstieg des Baupreisindex betraf nicht nur den Baustoff Holz, sondern nahezu alle Bauprodukte. So sind wir der Überzeugung, dass Bauen mit Holz kein größeres Kosten-Risiko beinhaltet als die konventionelle Bauweise, aber durch den Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen unserer Bauherren, das verbesserte Wohlbefinden der Bewohner durch den Naturstoff Holz sowie die hohe Nachfrage von Seiten der Investoren und Mietern eine zukunftsorientierte, wirtschaftlich sinnvolle Bauweise ist.

Gerne können Sie uns für weitere Informationen kontaktieren:

Florian Mairhofer

Holzhybridbau

Florian Mairhofer

Teamleiter Holzhybridbau

+49 711 25565 80

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